Die ersten beiden Bilder 1a) + 1b) zeigen die wohl häufigste Art rund um unser Ferienhaus inmitten von brachliegender Macchia und einigen bewirtschafteten Olivenhainen. Beim Fliegen zeigten sie ihre hellblauen bis hell türkisfarbenen Flügel. Hier tippe ich auf Oedipoda caerulescens.
Die Arten 2 - 4 habe ich am Strand zwischen Süsswasserlagune und Meer fotografiert. Alle Exemplare stammen vom selben Habitat. Trotz der unterschiedlichen Färbung vermute ich, dass es sich um die gleiche Art - möglicherweise Sphingonotus caerulans - handelt. Leider kann ich mich bei diesen Tieren nicht mehr an die Flügelfarbe erinnern.
Alle Aufnahmen stammen aus der Umgebung von Orosei, Ostsardinien.
LG, Bettina
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
2Hallo Bettina,
bei diesen wird es schwierig, weil Deine Vorschläge meines Wissens auf Sardinien gar nicht bzw. in Unterarten vorkommen. Tier 1: Oedipoda stimmt, es gibt dort aber die Unterarten caerulescens sardeti bzw. fuscocincta morini, und im Süden noch miniata - da müsste man die Hinterflügel sehen, um sie zu Unterscheiden.
Auch die Gattung Sphingonotus stimmt, allerdings auch hier gibt es "unsere" Art caerulans nicht, die Tiere 3 und 4 sehen für mich sehr nach S. uvarovi aus, ansonsten gibt es noch S. corsicus (evt. Tier 2?) und S. candidus - auch hier braucht man einen Blick auf die Hinterflügel, Spezialisten mit Ortskenntnis können vielleicht vom Fundort bzw. Habitat die eine oder andere Art ausschließen...
LG
Werner
bei diesen wird es schwierig, weil Deine Vorschläge meines Wissens auf Sardinien gar nicht bzw. in Unterarten vorkommen. Tier 1: Oedipoda stimmt, es gibt dort aber die Unterarten caerulescens sardeti bzw. fuscocincta morini, und im Süden noch miniata - da müsste man die Hinterflügel sehen, um sie zu Unterscheiden.
Auch die Gattung Sphingonotus stimmt, allerdings auch hier gibt es "unsere" Art caerulans nicht, die Tiere 3 und 4 sehen für mich sehr nach S. uvarovi aus, ansonsten gibt es noch S. corsicus (evt. Tier 2?) und S. candidus - auch hier braucht man einen Blick auf die Hinterflügel, Spezialisten mit Ortskenntnis können vielleicht vom Fundort bzw. Habitat die eine oder andere Art ausschließen...
LG
Werner
LG
Werner
Werner
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
3Hallo Werner
Vielen Dank für die interessanten Erläuterungen! Es würde mich noch interessieren, ob man für die Bestimmung der Oedipoda und Sphingongotus die Farbe der Hinterflügel sehen müsste oder ob es um die Äderung oder andere Merkmale geht.
Viele Grüsse
Bettina
Vielen Dank für die interessanten Erläuterungen! Es würde mich noch interessieren, ob man für die Bestimmung der Oedipoda und Sphingongotus die Farbe der Hinterflügel sehen müsste oder ob es um die Äderung oder andere Merkmale geht.
Viele Grüsse
Bettina
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
4Hallo Bettina,
Deine Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten, weil die beiden Gattungen doch sehr viele Arten und Unterarten beinhalten. Generell hast Du aber Recht, dass es in erster Linie auf die Färbung, aber auch auf das Vorhandensein bzw. Ausdehnung schwarzer Binden auf den Hinterflügel ankommt (Oedipoda), bei Sphingonotus ist es neben der Hinterflügelfärbung oft auch die Aderung auf den Vorderflügeln - also allesamt Merkmale, die bei Fotobestimmungen gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen.
LG
Werner
Deine Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten, weil die beiden Gattungen doch sehr viele Arten und Unterarten beinhalten. Generell hast Du aber Recht, dass es in erster Linie auf die Färbung, aber auch auf das Vorhandensein bzw. Ausdehnung schwarzer Binden auf den Hinterflügel ankommt (Oedipoda), bei Sphingonotus ist es neben der Hinterflügelfärbung oft auch die Aderung auf den Vorderflügeln - also allesamt Merkmale, die bei Fotobestimmungen gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen.
LG
Werner
LG
Werner
Werner
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
5Hallo Werner
Herzlichen Dank für die aufschlussreiche Erklärung. Diese Vielseitigkeit in der Tier- und Pflanzenwelt ist einfach immer wieder faszinierend - selbst wenn sie uns die Arten-Bestimmung erschwert...
Viele Grüsse, Bettina
Herzlichen Dank für die aufschlussreiche Erklärung. Diese Vielseitigkeit in der Tier- und Pflanzenwelt ist einfach immer wieder faszinierend - selbst wenn sie uns die Arten-Bestimmung erschwert...
Viele Grüsse, Bettina
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
6Hallo,
mich würde mal interessieren wie ihr die Heuschrecken im Feld bestimmt. Erkennt ihr die Adern am lebenden Objekt oder konserviert ihr das und schaut es später unter dem Mikroskop an?
LG Maria
mich würde mal interessieren wie ihr die Heuschrecken im Feld bestimmt. Erkennt ihr die Adern am lebenden Objekt oder konserviert ihr das und schaut es später unter dem Mikroskop an?
LG Maria
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
7Hallo Maria
Das ist die Frage der Fragen und hat – auch wenn es sich immer etwas doof anhört – viel mit Erfahrung zu tun. Ganz oft verlasse ich mich erstens auf die Kenntnis, welche Arten in einem Gebiet zu erwarten sind, dann auf den Lebensraum und schliesslich reicht der berühmt-berüchtigte Habitus oder der Gesang, um eine Art zu identifizieren.
Darum ist das Bestimmen ab Fotos hier im Forum, wo man die Umgebung oft nicht oder nur ansatzweise kennt, oft schwieriger als direkt im Feld.
Bei schwierigen Fällen fangen wir die Tiere und schauen sie uns lebend in einem Döschen genauer an. Ganz oft ist die Beurteilung der Flügeladerung am einfachsten, wenn man das Tier schön von der Seite fotografiert hat und dann die Aderung auf dem Kameradisplay studieren kann. Um z.B. die Farbe und Zeichnung der Hinterflügel bei den Ödlandschrecken zu sehen, nimmt man ein Tier in die eine Hand und öffnet die Flügel mit der anderen vorsichtig. Das braucht etwas Übung, geht dann aber ganz fix. Genauso lässt sich mit einer Lupe z.B. die Subgenitalplatte genau betrachten.
Präparieren muss man die Tiere in Mitteleuropa zum Glück eigentlich nicht zum Bestimmen. In der Südhälfte Europas geht das aber oft nur, indem man die Genitalien der Männchen untersucht und dazu muss man sie in der Regel zerlegen. Da ich selber kein typischer Sammler toter Heuschrecken bin, fotografiere ich sie und wenn ich sie nicht bestimmen kann, präpariere ich ein bis zwei Belegexemplare.
Das Präparieren ist sehr zeitintensiv, erfordert Übung und bringt fast immer nur mässig brauchbare Ergebnisse. Da die Präparate beim Trocknen immer etwas schrumpfen, wobei sich die Extremitäten verformen. Bei den Heuschrecken gibt es aus diesem Grund viel,viel weniger Sammler als z.B. bei den Schmetterlingen oder Käfern.
Ich weiss nicht, wie gut du dich bereits mit den Heuschrecken auskennst, aber um sich mit den Hupfern vertraut zu machen, ist am besten, wenn man sich ein Drosophila-Döschen mit Schaumstopfen besorgt. Einzelne Tiere fangen und diese versuchen mit der Heuschrecken-App oder einem Bestimmungsbuch zu bestimmen. Dann am besten fotografieren und deine Vermutung hier im Forum absegnen lassen. Wir helfen gerne beim Bestimmen. Es gibt halt ein Paar Artengruppen die man ab einem Foto nicht sicher bestimmen kann.
Insofern wünsche ich einen guten Start ins neue Heuschreckenjahr!
Herzliche Grüsse
Florin
Das ist die Frage der Fragen und hat – auch wenn es sich immer etwas doof anhört – viel mit Erfahrung zu tun. Ganz oft verlasse ich mich erstens auf die Kenntnis, welche Arten in einem Gebiet zu erwarten sind, dann auf den Lebensraum und schliesslich reicht der berühmt-berüchtigte Habitus oder der Gesang, um eine Art zu identifizieren.
Darum ist das Bestimmen ab Fotos hier im Forum, wo man die Umgebung oft nicht oder nur ansatzweise kennt, oft schwieriger als direkt im Feld.
Bei schwierigen Fällen fangen wir die Tiere und schauen sie uns lebend in einem Döschen genauer an. Ganz oft ist die Beurteilung der Flügeladerung am einfachsten, wenn man das Tier schön von der Seite fotografiert hat und dann die Aderung auf dem Kameradisplay studieren kann. Um z.B. die Farbe und Zeichnung der Hinterflügel bei den Ödlandschrecken zu sehen, nimmt man ein Tier in die eine Hand und öffnet die Flügel mit der anderen vorsichtig. Das braucht etwas Übung, geht dann aber ganz fix. Genauso lässt sich mit einer Lupe z.B. die Subgenitalplatte genau betrachten.
Präparieren muss man die Tiere in Mitteleuropa zum Glück eigentlich nicht zum Bestimmen. In der Südhälfte Europas geht das aber oft nur, indem man die Genitalien der Männchen untersucht und dazu muss man sie in der Regel zerlegen. Da ich selber kein typischer Sammler toter Heuschrecken bin, fotografiere ich sie und wenn ich sie nicht bestimmen kann, präpariere ich ein bis zwei Belegexemplare.
Das Präparieren ist sehr zeitintensiv, erfordert Übung und bringt fast immer nur mässig brauchbare Ergebnisse. Da die Präparate beim Trocknen immer etwas schrumpfen, wobei sich die Extremitäten verformen. Bei den Heuschrecken gibt es aus diesem Grund viel,viel weniger Sammler als z.B. bei den Schmetterlingen oder Käfern.
Ich weiss nicht, wie gut du dich bereits mit den Heuschrecken auskennst, aber um sich mit den Hupfern vertraut zu machen, ist am besten, wenn man sich ein Drosophila-Döschen mit Schaumstopfen besorgt. Einzelne Tiere fangen und diese versuchen mit der Heuschrecken-App oder einem Bestimmungsbuch zu bestimmen. Dann am besten fotografieren und deine Vermutung hier im Forum absegnen lassen. Wir helfen gerne beim Bestimmen. Es gibt halt ein Paar Artengruppen die man ab einem Foto nicht sicher bestimmen kann.
Insofern wünsche ich einen guten Start ins neue Heuschreckenjahr!
Herzliche Grüsse
Florin
Orthoptera-App! Die Heuschrecken-Bestimmungs-App für iOS und Android.
Sicher bestimmte Tiere bitte bei Observation.org melden - danke!
Sicher bestimmte Tiere bitte bei Observation.org melden - danke!
Re: Sardinien, Ödlandschrecken
8Hallo,
okay so habe ich das auch gemacht. Ich hatte für meine Bachelorarbeit kartiert und nur Arten angetroffen, die ich durch Gesang bestimmen konnte. Mir tut das immer so leid, wenn ich die Weibchen kurz fangen musste um mal genauer nachzuschauen.
okay so habe ich das auch gemacht. Ich hatte für meine Bachelorarbeit kartiert und nur Arten angetroffen, die ich durch Gesang bestimmen konnte. Mir tut das immer so leid, wenn ich die Weibchen kurz fangen musste um mal genauer nachzuschauen.
Re: Drosophila Dosen
9Hallo Florin
Mich würde interessieren, wo man diese Droso-Dosen (in der CH) beziehen kann. Im Zoofachgeschäft? Und wie fängt man die Hüpfer am besten ein, ohne ihnen Schaden zuzufügen?
Viele Grüsse und auf viele schöne Naturbeobachtungen in neuen Jahr!
Bettina
Mich würde interessieren, wo man diese Droso-Dosen (in der CH) beziehen kann. Im Zoofachgeschäft? Und wie fängt man die Hüpfer am besten ein, ohne ihnen Schaden zuzufügen?
Viele Grüsse und auf viele schöne Naturbeobachtungen in neuen Jahr!
Bettina
Re: Drosophila Dosen
10Hoi Bettina
Die Dosen bekommt man normalerweise unter Laborbedarf. Wir bestellen diese jeweils bei Semadeni oder bei Huberlab. Wenn du in der Suche Drosophila eingibst, kommst du ans Ziel.
Die Drosophila Zuchtröhrchen von Semadeni sind aus Polypropylen (PP) und deshalb weich. Sie eignen sich besser, um in die Hosentasche zu nehmen. Dafür sind sie aber milchig und die Sicht ist ein bisschen getrübt - geht aber trotzdem.
Die Döschen von Huberlab sind hart und zerbrechen relativ rasch. Dafür ist die Sicht etwas besser - zumindest am Anfang, bis sie dreckig werden
Leider kann man die Dosen nur in grossen Mengen bestellen. Falls du ein paar möchtest, kann ich dir die auch schicken. Schick mir am besten eine Mail mit deiner Adresse.
Für das Fangen setze ich kein Netz ein. Am besten mit der Dose hinter den Tieren her und sie versuchen damit auf dem Boden einzufangen. Jene, die an Pflanzenstängeln sitzen, kriegt man am besten, wenn man sich mit der Dose von beiden Seiten nähert. Also in der einen Hand die Dose und in der anderen den Schaumsoffpfropfen. Es kommt aber in der Vegetation oft vor, dass sie sich fallen lassen und dann sind sie weg!
LG
Florin
Die Dosen bekommt man normalerweise unter Laborbedarf. Wir bestellen diese jeweils bei Semadeni oder bei Huberlab. Wenn du in der Suche Drosophila eingibst, kommst du ans Ziel.
Die Drosophila Zuchtröhrchen von Semadeni sind aus Polypropylen (PP) und deshalb weich. Sie eignen sich besser, um in die Hosentasche zu nehmen. Dafür sind sie aber milchig und die Sicht ist ein bisschen getrübt - geht aber trotzdem.
Die Döschen von Huberlab sind hart und zerbrechen relativ rasch. Dafür ist die Sicht etwas besser - zumindest am Anfang, bis sie dreckig werden
Leider kann man die Dosen nur in grossen Mengen bestellen. Falls du ein paar möchtest, kann ich dir die auch schicken. Schick mir am besten eine Mail mit deiner Adresse.
Für das Fangen setze ich kein Netz ein. Am besten mit der Dose hinter den Tieren her und sie versuchen damit auf dem Boden einzufangen. Jene, die an Pflanzenstängeln sitzen, kriegt man am besten, wenn man sich mit der Dose von beiden Seiten nähert. Also in der einen Hand die Dose und in der anderen den Schaumsoffpfropfen. Es kommt aber in der Vegetation oft vor, dass sie sich fallen lassen und dann sind sie weg!
LG
Florin
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Sicher bestimmte Tiere bitte bei Observation.org melden - danke!
Sicher bestimmte Tiere bitte bei Observation.org melden - danke!