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Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 20. November 2020 17:21
von Katrin Zickendraht
Liebe Heuschreckenfreunde,
am 12.08.2020 habe ich im ausgetrockneten Flussbett des L'Aygues bei Sérignant du Comtat, Oranges, viele tolle Heuschreckenbeobachtungen machen können, bin mir aber nicht bei allen so ganz sicher mit der Bestimmung. Ich würde mich über Bestimmungshilfe sehr freuen!
Herzlichen Dank und viele Grüsse,
Katrin
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 22. November 2020 09:00
von Werner Reitmeier
Hallo Kathrin,
endlich sehe ich auch Bilder in Deinem Bericht aus der Jean-Henri Fabre-Heimat! Nun, das erste Bild zeigt in jedem Fall keine
Acrotylus, sondern
Dociostaurus - sollte auch wesentlich kleiner gewesen sein und keine bunten Hinterflügel gehabt haben. Das mit der Unterscheidung der beiden dort vorkommenden Arten hat mir Christian zwar vor Jahren erklärt, ganz klar ist mir aber das bis heute nicht. Ich denke, dass Dein Tier
D. genei ist, aber vielleicht hat Florin da ja mehr Erfahrung (oder besser aufgepasst
).
Bei den beiden anderen liegst Du mit
A. insubricus richtig, weil es dort nur
fischeri und eben
insubricus gibt und Deine Tiere sehr schlank sind und ein recht rundes Pronotumsende zeigen. Geschlechter sehe ich auch so!
LG
Werner
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 22. November 2020 10:22
von Katrin Zickendraht
Lieber Werner,
Herzlichen Dank für Deine Hilfe! Ja, und wegen Jean-Henri Fabre bin ich auch in diese Gegend gepilgert - es hat sich sehr gelohnt! Irgendwie ist mir Dociostaurus genei gar nicht in den Sinn gekommen. Habe nochmals bei "Orthoptères de France, Belgique, Luxembourg & Suisse" und im neuen "Kosmos Heuschreckenführer" geschaut und denke jetzt auch, dass es Dociostaurus ist. Den Tieren fehlte die Behaarung und sie waren um etliches kleiner als Acrotylus.
LG,
Katrin
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 22. November 2020 16:41
von Werner Reitmeier
Hallo Kathrin,
nun, als ich 2002 dort war, wurde sein Haus gerade renoviert und daher war es leider nicht zu besichtigen! Und: es ist sicher Acrotylus, eben die fehlende Behaarung ist ein wichtiges Indiz, denn diese Dreiecks-Flecken am Femur haben beide Gattungen, auch die Agilität ist bei Acrotylus eine andere - da brauchst Du immer viel Glück, die tagsüber zu fotografieren, während Dociostaurus sich mehr auf die Tarnung verlässt. Aber wie gesagt, ob genei oder jagoi traue ich mir absolut nicht zu trennen...
LG
Werner
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 22. November 2020 20:01
von Florin Rutschmann
Hallo zusammen
Das müsste wohl Dociostaurus jagoi sein, wenn man sich an den helleren Knien orientieren möchte. Bin allerdings nicht so sicher, ob dieses Merkmal wirklich sicher ist.
LG
Florin
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 23. November 2020 16:50
von Katrin Zickendraht
Hallo zusammen,
In diesem Fall, wenn man auf die helleren Knie achtet und das Dociostaurus jagoi ist, habe ich 2 Dociostaurus Arten gesehen/fotografiert! Hier nochmals ein paar Bilder zur Veranschaulichung:
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 24. November 2020 10:58
von Werner Reitmeier
Hallo Kathrin,
danke für die tollen Bilder, ich bin da leider, wie schon im Beitrag zuvor gesagt, auch immer unsicher, wie man dieses Merkmal mit den Knien deuten kann, im Buch von Sardet et al ist es zwar auch halbwegs (zwar auf französisch) erklärt, aber ich blicke da nicht wirklich durch, klingt auch ein wenig "schwammig" dieses Merkmal. Florin, weißt Du da mehr oder kannst Du "Chrigu" überreden, hier ein paar erklärende Details bekannt zu geben?
LG
Werner
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 25. November 2020 10:50
von Katrin Zickendraht
Hallo Werner und Florin,
Ich denke, da braucht es einfach sehr viel Erfahrung, man müsste jedes Tier fangen und mit der Lupe angucken... und im Fangen bin ich gar nicht gut! Ich werde bei Gelegenheit noch im Harz nachschauen.
Vielen Dank noch für Eure Anregungen und Hilfe, schönen Tag für alle noch,
Katrin
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 30. November 2020 22:19
von Ruspolia
Hallo zusammen,
die Merkmale der Hinterkniefärbung bei der Gattung Dociostaurus werden bei Sardet, E. et al. (2015): wie folgt beschrieben:
Genoux postérieurs avec le lobe géniculaire inférieur nettement rembruni (autant ou davantage que le lobe supérieur), au moins sur la face interne
........Dociostaurus genei genei
Genoux postérieurs avec le lobe géniculaire inférieur généralement clair sur la face interne et externe; mais parfois rembruni, dans ce cas le lobe supérieur l'est davantage (avec des exceptions sur la côte atlantique où la coloration des genoux postérieurs est très semblable a l'espéce précédentel).
........Dociostaurus jagoi occidentalis
auf deutsch:
Am Hinterknie ist der untere "Lappen" deutlich "verdunkelt" (genausoviel oder stärker als der obere "Lappen") mindestens auf der Innenseite
........Dociostaurus genei genei
Am Hinterknie ist der untere "Lappen" im Allgemeinen auf der Innen- und Außenseite hell; manchmal jedoch "verdunkelt". In diesem Fall ist der obere "Lappen" dunkler als der untere "Lappen". (Mit Ausnahme von der Atlantikküste wo die Färbung der Hinterknie ähnlich ist wie bei der vorigen Art).
........Dociostaurus jagoi occidentalis
Auf dem letzten Detail-Foto der zweiten Fotoserie sind die Merkmale sehr gut zu sehen, (Anm: Statt "Lappen" verwende ich hier den Ausdruck Kniefeld)
Die Außenseite des (linken) Hinterknies ist hell, während die Innenseite des (rechten) Hinterknies dunkel ist. Aufgrund der Färbungssymmetrie gilt dies jeweils auch für das andere Hinterknie. Oberes und unteres Kniefeld sind auf beiden Seiten der Hinterknie deutlich zu erkennen.
Nun zu den Fotos:
Fotoserie 1:
Foto 1: Dociostaurus genei
Fotoserie 2:
Foto 1: Dociostaurus spec. (Die Innenseite des linken Hinterknies ist leider unscharf, deswegen möchte ich mich hier nicht festlegen)
Foto 2 und 3: Dociostaurus genei
Foto 4 und 5 (ist das selbe Foto wie Foto 1 aus der ersten Fotoserie): Dociostaurus genei
LG
Richard
Re: Acrotylus spec., S.Frankreich
Verfasst: 2. Dezember 2020 13:17
von Werner Reitmeier
Hallo Richard,
danke für Deine Interpretation - nun, diese Sätze im Sardet et al. habe ich eh gemeint in meinem Posting - soweit habe ich es auch übersetzt, aber der springende Punkt dürfte das "...au moins sur la face interne...", d. h. genei sollte diesen dunkleren "Unterlappen" auf jeden Fall an der Innenseite haben, außen kann es eher Richtung jagoi gehen, wie an dem erwähnten letzten Bild in der 2. Serie aussieht - da wirkt ja der untere Lappen heller bzw. bestenfalls gleich hell wie der obere!? Vielleicht hab ich's jetzt kapiert, nur die Innenseiten zu betrachten bzw. auch zu fotografieren! Und das "unscharfe" Bild wirkt dennoch sehr dunkel innenseitig, also vermutlich auch genei!?
Danke und lg,
Werner