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Hallo zusammen

Am 11. September 2011 waren wir (Jürg Schlegel, Dominik Hagist und ich) im Rheintal bei Untervaz auf Saga-Jagd. Alle hatten wir bisher diese Superschrecke in der Schweiz noch nicht gesehen, waren aber alle schon mindestens ein Mal auf erfolgloser Suche im Wallis.
Stephan Kohl beschrieb mir dankender Weise seinen Fundort recht genau, so dass wir guter Dinge waren!

Endlich hatten wir die beschriebene Stelle südlich der Ruine Neuburg auf ca. 870m erreicht und stürzen uns in den verdächtigen Lebensraum. Obwohl Dominik und ich den Saga-Suchblick in Südeuropa gewiss geschärft hatten, schien unsere Optik von so viel Ehrgeiz - jeder wollte natürlich dieses Vieh zu erst finden - getrübt. Aufkommender Wind liess unsere Zuversicht zusätzlich schwinden. Eine Wiese etwas weiter, wollten wir noch aufsuchen und schlenderten bereits etwas gelangweit durch die Gegend - da fast wär’s passiert! Mein Fotorucksack hätte sie fast erschlagen. Die Freude war gross und mein Bier gesichert!

Artenliste:

1. Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata)
2. Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)
3. Westliche Beissschrecke (Platycleis albopunctata)
4. Alpen-Strauchschrecke (Pholidoptera aptera)
5. Gewähnliche Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera)
6. Sägeschrecke (Saga pedo)
7. Waldgrille (Nemobius sylvestris)
8. Dornschrecke (Tetrix sp.) (Larven)
9. Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus)
10. Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
11. Rotflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica)
12. Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera)
13. Rote Keulenschrecke (Gomphocerippus rufus)
14. Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus)
15. Brauner Grashüpfer (Chorthippus brunneus)
16. Gemeiner Grashüpfer (Chorthuppus parallelus)

Nicht gefunden haben wir Antaxius pedestris und Chorthippus mollis, die in dieser Gegend ebenfalls vorkommen sollen.

LG Florin

Ich gratuliere Euch!!
Hab sie heuer schon selbst hier in Ö zweimal vergebens gesucht..

Dein Bild vermittelt den Eindruck, dass sie irgendwo mitten im Gras gesessen hat - ist das richtig? Ich denk mir immer, an so einem Standort ist sie wegen ihrer Tarnung unauffindbar... Verlässliche Quelle haben mir aber mitgeteilt, dass man sie eher auf niedrigen Büschen suchen soll, ein Fund aber selbst dann letztenendes immer reiner Zufall ist. Oder such ich einfach falsch? Bin für jeden Hinweis dankbar
Wie war das bei Euch?

Hast Dir das Bierchen wahrlich verdient - die Foo Fighters (= meine Heuschrecken-Kartierungsmusik) und ich feiern gerade mit Euch mit!
Cheers!

Günther

Lieber Günther

Das Bild der Saga pedo im Gras zeigt die Situation, wie wir sie vorgefunden haben. Die Aufnahme habe ich mit einem Weitwinkel aus einer Distanz von ca. 20cm gemacht, um eben genau diesen immer wieder verblüffenden Effekt zu dokumentieren. Bereits aus geringer Distanz verschwindet diese riesen Art regelrecht. Das Individuum sass mitten in der Wiese.

Larven habe ich bisher immer nur im dichten Gras gefunden, u. A. auch am Braunsberg bei Hainburg an der Donau. Adulte Saga-Arten habe ich in Süd- und Osteuropa auch in der Krautschicht gefunden, häufiger aber auf Büschen bis ca. Kopfhöhe. Meine Vermutung ist allerdings, dass sie genauso häufig im dichten Gras zu finden wären, wie auf Büschen und Hochstauden - nur findet man sie dort kaum.

Die Suche ist wie bei den Reptilien, wenn man mal ein bis zwei Tiere entdeckt hat, ist der Suchblick geeicht und man sieht sie überall. Überall ist vielleicht ein wenig übertrieben, zumindest findet man sie aber viel leichter. Aber eben, man muss erst mal den Anfang machen. Zu empfehlen ist das sicherlich in Südeuropa, wo sie teilweise so häufig sind, dass man sich wirklich nicht mehr nach jeder bückt. Z.B. Istrien bietet da beste Voraussetzungen. Auf der Suche schleiche ich jeweils entlang von verdächtigen Strukturen und scanne die Umgebung visuell auf "falsche" Strukturelement, welche die Sagas verraten. Oft sind Vegetationsstrukturen mehr oder weniger "regelmässig" ausgerichtet, wobei Körper oder Beine der Sägeschrecken diese Regelmässigkeit durchbrechen und dadurch auffallen. Mein Suchmodus ist voll automatisiert, darum schwierig zu beschreiben, funktioniert aber meist recht gut. Wenn ich es mir so überlege, versuche ich mich wirklich nur auf die Vegetationsstruktur zu konzentrieren und die Farben auszublenden.

Mit den Foo Fighters auf den Ohren, da muss es eh klappen

LG Florin

Vielen Dank - das sind sehr gute Hinweise! V.a. auf die durchbrechende Unregelmäßigkeit im Vergleich zur Vegetation werde ich künftig achten, kann mir das gut vorstellen!
Werde dranbleiben - hoffentlich geht es sich heuer noch aus (sollte aber phänologisch noch ein paar Wochen drin sein, denke ich).

Beste Grüße,
Günther