Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Hallo zusammen!
Wegen der o. a. Art möchte ich mich jetzt doch nochmal vergewissern.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich da letzte Woche (28. - 30.06. 2021) im hinteren Kaisertal (900 Hm +), Tirol, einige Nymphen der Alpen-Strauchschrecke (Pholidoptera aptera) ablichten konnte.
Bild 1 scheint mir eine männliche Nymphe (2 oder 3 ?) zu sein, die erst nächstes Jahr adult werden wird. Wenn ich das, wie ich hoffe, richtig verstanden habe.
Bild 2 dürfte danach eine webliche Nymphe sein, die ebenfalls erst nächstes Jahr adult werden wird.
Bild 3 scheint mir eine weibliche Nymphe im letzten Stadium zu sein, da ich auch ansatzweise noch keine Flügel erkennen kann. Noch diesen Sommer adult?
Bild 4 sollte ein männliche Nymphe im letzten oder vorletzten Stadium sein. Noch diesen Sommer adult?
Neugierige Grüße
Bernd

Re: Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Hallo Bernd!

Das klingt nach "Aufklärungsarbeit" :| !

Primär: unsere heimischen Heuschrecken durchlaufen ihre Entwicklung, mit Ausnahme der Grillen und Dornschrecken bzw. einiger Sonderfälle, wie der Braunen Strandschrecke, innerhalb eines Kalenderjahres, d. h. nur die Eier überwintern, oft mehrmals! Folglich werden Deine hier gezeigten Nymphen allesamt noch heuer adult (es sei denn.... - Stichwort Predatoren!).
Zur Bestimmung:
1) ♂-Nymphe von Pholidoptera griseoaptera
2) ♀-Nymphe von Pholidoptera griseoaptera
3) ♀-Nymphe von Pholidoptera aptera
4) ♂-Nymphe von Pholidoptera aptera

Also 50% Trefferquote!

LG

Werner

Re: Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Hallo Werner,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Zur Entwicklung der Pholidoptera aptera habe ich aber andere Informationen gefunden. Daher die obige Vermutung.
Zitat aus dem "normalen" Wiki: "Die Weibchen legen ihre Eier in den Erdboden ab, die daraus schlüpfenden Larven benötigen für ihre Entwicklung zwei Jahre."
Zitat aus dem Orthoptera-Wiki: "Die Embryonalentwicklung ist zwei- bis mehrjährig, ansonsten ist über die Entwicklung der Art nur wenig bekannt."
Zu welchem Schluss soll ich als interessierter Laie da kommen?

Zum Tier von Bild 1) hier noch eine andere Perspektive im Anhang. Die direkte Dorsal-Ansicht war vielleicht nicht optimal. Wenn es Ph. griseoaptera sein soll, dann müssen beide Arten dort syntop vorkommen. Die Bilder 1) bis 3) sind in einem Umkreis von grade mal 10 Minuten fußläufig (auf Bergwegen) entstanden. (Bild 4) etwas weiter oben)

Zu Bild 2) finde ich bei Ph. griseoaptera keine vergleichbaren Bilder, die die gelblich-weißen Bereiche so zeigen, wie sie dort sichtbar sind.

Nix für ungut, aber ich bin da noch am Zweifeln.

Beste Grüße
Bernd

Re: Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Hallo Bernd,

soviel zum Thema "normalem Wiki" - da steht leider viel (ungeprüfter) "Mist" drinnen, weil da anscheinend oder vielleicht doch nur scheinbar jeder schreiben darf...
Orthoptera-Wiki: da wird wohl die Embryonal-Entwicklungszeit im Eistadium gemeint sein, denn viele Ensifera überwintern regulär 2 x im Eistadium!
Das ist bei uns im Wienerwald (Österreich) völlig normal, dass beide nebeneinander vorkommen, ja - ist sogar die Regel. Ich kenne auch Stellen, wo alle 3 Arten innerhalb weniger 100 m² vorkommen.
Der Pronotumshinterrand ist m. E. entscheidend - so breit weiß-gelb wie bei aptera hat es griseoaptera nie, die Hinterschenkelfärbung ist da oft trügerisch, vor allem auf Fotos (angeblitzt, Gegenlicht etc - ist bei griseoaptera in natura höchstens grünlich.

Ich hoffe, etwas Klarheit in die Sache gebracht zu haben!?

LG

Werner

Re: Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Bernd Cogel hat geschrieben: 8. Juli 2021 12:48 Da überstehen die Eier, oder zumindest ein ausreichend großer Teil davon, vom Legen bis zum Schlupf gut 1 1/2 Jahre, und das ohne Hightec. Fantastisch!
Ja, und dabei gibt es solche, die halten es bei ungünstigen Bedingungen noch länger im Ei aus. Vom Warzenbeisser sind bis 7 Jahre bekannt.

LG
Florin
Orthoptera-App! Die Heuschrecken-Bestimmungs-App für iOS und Android.
Sicher bestimmte Tiere bitte bei Observation.org melden - danke!

Re: Pholidoptera aptera, div Nymphen

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Hallo Florin!
Tja, als Kind bin ich oft abends zu einer Bekannten der Familie (damals Oma-Generation) marschiert, um bei ihr fasziniert "Serengeti darf nicht sterben!" von Prof. Grizmek anzusehen. Einen eigenen Fernseher hatten wir noch lange nicht.
Und jetzt, wo ich selbst schon länger im Opa-Alter bin (wieder ohne Fernseher! :-) ), stelle ich immer wieder fest, dass hier "vor der Haustür", wenn man denn drauf achtet, noch viel Faszinierenderes passiert und auch zu beobachten ist.
Beste Grüße
Bernd