Dringend! Sphingonotus caerulans umsiedeln?

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Hallo zusammen!

Wir haben an unserem Bahnhof eine temporäre Kiesbank mit einer kleinen Population Sphingonotus caerulans - Blauflüglige Sandschrecke. Bei der Bestimmung der Art bin ich ziemlich sicher (Ein Individuum temporär gefangen: Flügel ganz blau, ohne schwarze Binde). Der Bahnhof wird im Rahmen der 4. Ausbauetappe der Zürcher S-Bahn nächstes Jahr umgebaut, die Kiesbank wird sicher zerstört werden.

Können und sollen Individuen auf eine sandige Ruderalfläche umgesiedelt werden? Ist das zeitlich von der Eiablage überhaupt noch machbar oder bereits zu spät?

Woher die Art auf die Kiesbank gekommen ist, habe ich leider nicht herausgefunden.

Danke für schnelle Antworten, Gruss
Christian
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Re: Dringend! Sphingonotus caerulans umsiedeln?

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Hallo Christian

Zwar ist das Foto etwas verpixelt, man kann Sphingonotus aber erahnen und deine Beschreibung passt genau.

Der Lebensraum, den du beschreibst, ist typisch für die Art. Sie ist sehr flugtüchtig, kann so grosse Distanzen überbrücken und neue Pionierflächen besiedeln. Es sind Standorte bekannt (z.B. am Bahnhof Neuhausen, wenn ich mich recht erinnere), wo sie laut Erzählungen von Michael Widmer plötzlich da war. Im nächsten Jahr aber genauso plötzlich wieder verschwand. Sie ist also auch ein Stückweit an sich stark verändernde Lebensräume angepasst.

Wie weit liegen denn die Flächen auseinander?
Um welchen Bahnhof handelt es sich, oder besser noch hast du evtl. einen Kartenausschnitt?
Ist sie entlang des Bahnschotters nicht überall zu finden? Denn die Bahngeleise sind gute Ausbreitungskorridore für Sphingonotus caerulans. Einerseits können sie sich selbst entlang der Schienen gut ausbreiten andererseits reisen sie wohl auch gerne mit der Bahn selbst mit.

Die Blauflüglige Sandschrecke ist übrigens eine Rote Liste-Art (Verletzlich) und dazu auch eine Prioritätsart (Mässige Priorität), d.h. sicher nicht ganz zu vernachlässigen. Und es ist absolut sinnvoll sich hier ein paar Gedanken zu machen.

Umsiedeln halte ich wohl für etwas schwierig bei einer so mobilen Art. Falls die sandige Ruderalfläche in Flugdistanz (schätzungsweise 100-500 m, weitere Distanzen sind auf natürlichem auch denkbar, aber seltener) liegt, müsste sie dort auch vorkommen.

Grüsse
Florin
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Re: Dringend! Sphingonotus caerulans umsiedeln?

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Hallo Florin

Danke für Deine schnelle Antwort!
Die Besiedlung entlang der Schotterstrecken halte ich für wenig wahrscheinlich. Aber auch auf den umliegenden Kiesplätzen konnte ich keine weiteren Individuen finden. Ich kenne sehr viele der umliegenden Ruderalflächen in den benachbarten Gemeinden, da wir ein Projekt für Ruderalflächen am laufen haben. Ich denke eher, dass die Eier mit dem Kies hergebracht wurden. Es herrscht in unserer Region ein emsiges hin- und her von Kies aus Weiach, gerade auch mit der Bahn.

Gruss
Christian

Re: Dringend! Sphingonotus caerulans umsiedeln?

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Hallo Florin

Hier noch die Antworten zu Deinen Fragen.

Entschuldige die schlechte Qualität des Fotos, ich habe keinen guten Fotoapparat.
Wie weit liegen denn die Flächen auseinander?
Es gibt ca. 10 Ruderalflächen zwischen 100 und 500m2 innerhalb unserer Gemeinde und ein ehemaliger Steinbruch. Die meisten dieser Flächen sind mehr als 500 m entfernt, einige näher. Die meisten sind nicht mehr im offenen Pionierstadium, sondern haben bereits eine dichtere Krautflora. Die offenere Sandfläche liegt ca. 1 km entfernt. Der Steinbruch dient als Steinhandelsplatz, ist noch sehr offen und bleibt zu prüfen. (Zugang untersagt) Er ist aber nicht sandig.
Um welchen Bahnhof handelt es sich, oder besser noch hast du evtl. einen Kartenausschnitt?

Steinmaur:
Ist sie entlang des Bahnschotters nicht überall zu finden?
Nein, entlang des Schotters finde ich keine.

Werde nächste Woche weitersehen.

Gruss
Christian
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Re: Dringend! Sphingonotus caerulans umsiedeln?

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Hoi Christian

Gut möglich, dass sie in diesem Fall aus der Kiesgrube in Weiach stammen (hier noch ein Bericht). Ob als Adulte oder Eier verfrachtet, wird sich nie sicher beantworten lassen.

Eigenartig, dass sie nur an dieser Stelle vorkommt. Aber vielleicht hatte sie noch nicht die Möglichkeit andere Standorte zu besiedeln. Wenn du etwas für die Art tun möchtest, dann wende dich doch an die Projektleitung. Die haben sicher eine Umweltbaubegleitung. Falls du dort auf taube Ohren stösst, dann würde ich mich an die Fachstelle Naturschutz wenden.

Grüsse
Florin
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