Hallo,
na dann fühle ich mich mal eingeladen, meine Rückmeldung zu notieren. Als Leser bin ich ziemlicher Heuschrecken-Novize.
1) Viele Bilder werden nicht im zugehörigen Beschreibungstext
referenziert. Als Nicht-experte kann man dann manchmal nur raten, was
abgebildet ist (Nymphe? besondere forma? typisches Exemplar an anderem
Ort? Weibchen? Männchen? etc.)
Es wäre schön, durchwegs alle Bilder auch zu referenzieren, damit man weiß, was man sich dazu denken darf.
2) Schreibfehler, die mir bisher aufgefallen sind:
polidoptera griseoaptera:
"Das Weibche(1C)n"
locusta migratoria phasis solitaria:
"Die Flügel sind fast Doppelt so lang wie die Hinterschenkel"
3) Was sind Titillatoren? (z.B. im Text von platycleis grisea, oder im Titeltext der phanopterinae)
Fehlt beim Körperbau.
4) Nachdem alte Auflagen "vom Bellmann" von vielen Heuschreckenfreunden offenbar gern wegen des Schlüssels verwendet werden, war ich tatsächlich enttäuscht, in der neuen Auflage keinen Schlüssel zu finden (die zwischenzeitlichen Auflagen kenne ich nicht). So ist das Buch zwar ein sehr schön anzusehendes und offenbar umfassendes Bilderbuch, hilft mir als Nicht-Experten aber leider wenig beim Bestimmen unterwegs. Denn man braucht gewisse Grundkenntnisse, um sich auf eine kleinere Anzahl Arten
festzulegen, und muss dann auch noch einiges an kleingedrucktem Text durch hin- und herblättern vergleichen (auf die Färbung darf man meistens wenig geben, dachte ich ja verstanden zu haben). Das ist mühsam und zeitraubend (während das Tier protestiert und freigelassen werden will), und überhaupt fühlt es sich für mich sehr unsicher an.
Ich habe noch Zugang zu dem Schlüssel von Fischer et al. ("Heuschrecken von DE und Nordtirol"), der allerdings teilweise unterschiedliche Systematik hat, und auch nicht bis auf Artniveau bestmmt, sowie zu Universalliteratur vom Springer Verlag (Müller, Bährmann: "Bestimmung Wirbelloser im Gelände"; Klausnitzer: "Exkursionsfauna von Deutschland, Wirbellose: Insekten"). Am logischsten käme mir als Nicht-Biologe eine Bestimmung im Sinne der Systematik Unterordnung-> Familie-> Unterfamilie->Gattung->Art vor. Gerade bei Fischer und Klausnitzer läuft das aber auch nicht so und es geht allgemein recht kunterbunt.
-> Warum scheint das keiner so durchzuziehen?
Die Absätze zu den Merkmalen von Unterfamilien, Familien oder auch mal Gattungen finde ich deshalb hilfreich und von sowas dürfte es gerne noch viel mehr haben.
-> Wo findet man z.B. notiert, was die Angehörigen der jeweiligen Gattung ausmachen soll?
Als Anfänger hätte ich in dem Sinne auch ein paar Angaben hilfreich
gefunden, die mir helfen, die Systematik in Einklang mit anderer/älterer
Literatur zu bringen. (Catantopinae versus Melanoplinae? Was macht all die Beißschrecken
aus (Decticinae oder was?)? "Knarrschrecken"? Roeseliana vs Metrioptera?)
5) Und schließlich etwas ganz Triviales, da ich leider keinen Heuschreckenkenner persönlich kenne:
Wenn ich Flügelfelder sehen will oder Hinterflügel ausbreiten will, wie halte ich die Heuschrecke dazu am besten?
Das wäre vielleicht noch was Nützliches zum Thema "Benutzung des Feldführers" fürs nächste Mal.
Zusammenfassung: Ein optisch wirklich sehr schönes Buch, mit supervielen Arten, die ich vermutlich niemals sehen werde
und in dem ich gerne blättere. Die Merkmalsbeschreibungen wirken wie aufs Wesentliche reduziert (was ich aber fachlich nicht beurteilen kann), allerdings sieht man das entsprechende Merkmal oft doch nur sehr schwer auf dem Bild (à la "die cerci sind im ersten drittel gezähnt"). Im Allgemeinen erfüllt es für mich persönlich leider noch nicht genug den Zweck eines "Führers" durch die Unübersichtlichkeit der Heuschrecken, es fühlt sich eher nach einer sehr langen Liste in der Hand an.
Anscheinend ist aber eben das der Zweck des Buchs - ich brauche deshalb wohl noch etwas anderes.